Montag, 26. Juli 2010

Das Podium: Siegerweine

Drei Wochen Tour de France - drei Wochen Tour des Vins ! Viele Weinregionen Frankreichs wurden mit Kultur - und Reisebeschreibungen vorgestellt, insgesamt 30 Weine wurden zu den Etappen verkostet. Nicht zu vergessen die Trappistenbiere zu den Auftaktetappen durch die Niederlande und durch Belgien.
Nachdem gestern auf den Champs-Élysées Alberto Contador, Andy Schleck und Denis Menchov zusammen auf das Podium gestiegen sind, hier nun meine drei Siegerweine.
  1. Der Klassiker - "Le Grand Seigneur". Kein lauter Klopfer mehr, ruht in sich, gereifter Langstreckenfahrer, Ehrensache, daß er in Gelb ganz oben auf dem Treppchen steht.
  2. Überraschung, ein Außenseiter aus dem Mittelgebirge. Charakterstark, eigensinnig, individueller und origineller Stil. Holt auch das gepunktete Trikot.
  3. Strotzt vor Kraft. Noch im jugendlichen Überschwang, ein warmer Vollschmecker, ein saftiger und offenherziger Überwältiger. Auch in Weiß, bester Jungfahrer.

Sonntag, 25. Juli 2010

20.Etappe: Tour d ´Honneur


Nach drei Wochen nun die letzte Etappe. Auf den Avenue des Champs-Élysées wird der Träger des gelben Trikots traditionell nicht mehr angegriffen. Also genug Zeit und Ruhe für ein Gläschen Champagner auf dem Rad. Hier bei uns gab es den allerdings schon vor zwei Wochen, als es durch Reims und Epernay ging. Darum zur heutigen Siegerehrung mal eine Alternative, hochwertig und im Stil und Ausbau einem Prickler aus der Champagne ebenbürtig.

Torstens Genusskommentar: Longjumeau - Paris

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Als ich im November 1997 mit dem Fahrrad aus Paris hinaus nach Orleans radelte, um dann die Loire aufwärts zu nehmen und später in Richtung Chartreuse – Massiv zu radeln, kam ich auch durch den heutigen Startort Longjumeau
Und im Januar 2002 übernachte ich mit einem Freund dort für zwei Nächte sogar, wir hatten die Einführung des Euro oben an der Kanalküste bei Etretat gefeiert und auf dem Rückweg suchten wir einen Park and Ride Punkt, um für einen Tag nach Paris hinein zu fahren, allerdings mit der RER und nicht mit dem Auto. Schon das Gewirr der voll gestopften Autobahnen im Pariser Umland hatte uns hier gereicht. 
Die Fahrer radeln heute einige „sinnlose“ Kurven durch das eng besiedelte Pariser Umland und die Banlieue
Bis sie dann am Seine-Ufer in die Stadt hineinkommen. Ich hatte die gesamte Banlieue damals als eher stressig empfunden, aber ich hatte weder Straßenabsperrungen noch vorgezeichnete Wege und gerade das Orientieren durch den Dschungel der Vorstädte war für mich als Radwanderer nicht immer ganz so einfach. Auch wenn es in diesem Moloch neben Problemzonen sicher einiges Sehenswertes zu entdecken gibt – ich war froh, als sich der Dschungel bei Montlhery so langsam lichtete. 
Paris selber ist dann wieder  richtig schön, wirklich die Stadt zum Verlieben – am besten aber zu Fuß. Neben den üblichen Touristenfallen gibt es etliche wirklich schöne Weinbistros und Restaurants, seit der Wende habe ich da immer wieder Stück um Stück kennengelernt, selbst wenn ich leider in den letzten Jahren nicht mehr ganz so häufig da war. Aber wenn ich da bin, fühle ich mich sofort wieder wie zu Hause…

Samstag, 24. Juli 2010

19.Etappe: Zeitfahren nach Paulliac


Heute sind die beiden Themen dieses Blogs leicht zur Deckung zu bringen, geradelt wird durch die berühmten Weinlagen des Medoc nördlich von Bordeaux. Und dann noch als Einzelzeitfahren, d.h. man sieht die Strecke und ihr Umfeld mehrfach. Das Sahnehäubchen: Zielpunkt ist am Quai Antoine Ferchaud direkt am Ufer der Gironde im Weindörfchen Paulliac, welches allein drei Premiers Crus beheimatet: Lafite, Mouton und Latour. Und darum wurde eine dem Anlaß entsprechende Flasche entkorkt.
  • Les Forts de Latour 1988 Paulliac  Der "Grand Vin" Chateau Latour erreicht, wie die anderen Bordeauxspitzen auch, mit dem 2009er Jahrgang irre Preishöhen durch eine weltweit spekulativ aufgehitzte Nachfrage. 1200€ werden pro Flasche in Subskription aufgerufen ! Und davon werden um die 220.000 Flaschen abgefüllt, eine stattliche Anzahl. Für ein Zehntel davon gibt es den "Zweitwein" Forts de Latour, wobei auch davon ca. 150.000 Flaschen auf den Markt geworfen werden. Meine ´88er Flasche habe ich im Juli 1998 für 79,90 DM gekauft. Der 88er Jahrgang gehört noch zu den klassichen Jahrgängen, vor dem Einzug der modernen Önologie in die Keller mit Mostkonzentration und Mikrooxydation.
    So präsentiert sich der "kleine" Latour in einem schönen Reifezustand, zart, schlank, feinduftig mit nur 12% Alkoholgehalt. Orangefarben aufgehellt im Glas, in der Nase nach einiger Standzeit dezent aber schön offen und warm, Orangenschale und Zigarrenkiste. Im Mund schlank, kein breitschultriger Überwältiger. Sehr lecker fließend, zusammen mit einem Stück Morbier ein weicher cremiger Genuß.  Die Flasche war, zu dritt getrunken, schnell weg.  


Torstens Genusskommentar: Bordeaux - Pauillac

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Das Einzelzeitfahren ist eine Hommage an die großen Weine des Medoc, nach dem Start im Herzen von Bordeaux wird auch an den großen Handelshäusern der Quai´s vorbeigefahren. 
Die Durchfahrt von Blanquefort, welches auch eine Önologenschule beherbergt, erinnert mich an das dort durchgeführte Euro-Talents Festival zum Jahresende 1992. Hier waren Jugendgruppen verschiedenster EU-Länder und der französischen Provinz Quebec (Kanada) über den Jahreswechsel zusammen und zeigten ihr Können in verschiedenen künstlerischen Projekten. Mit dem Partnerverein aus Blanquefort führten wir auch noch weitere internationale Jugendaustausche durch. 
Bereits bei einem Vorbereitungstreffen  im Frühjahr 1992 kam ich erstmals auch mit den ganz großen Weinen des Medoc in Kontakt. Wir bekamen diverse richtig gute Weine zu trinken und besuchten auch das eine oder andere renommierte Weingut – nur: ich war damals noch nicht so sonderlich belesen und erst im Aufbaustadium meiner Weinleidenschaft, daher ist mir nicht jeder Name im Gedächtnis geblieben… 
An den Besuch von Pichon Longueville Baron jedoch erinnerte ich mich später, als ich 1994 wissentlich dort hin fuhr und feststellte „Hier warst du doch schon mal…“


Aber bereits 1994 besuchte ich dann das Medoc speziell der dortigen Weine wegen… Aus dieser Zeit und von späteren Fahrten kenne ich dann auch die heutige Strecke aus den Augen des Weinfreaks. Die D2 hat ja auch den Beinamen Route des Grands Cru´s – der 3. Cru La Lagune eröffnet den Reigen. Der 1995er hat mir hier recht gut gefallen, meine Reserve davon lasse ich aber ruhig noch weiterhin liegen.

Später wird dann am Château Cantemerle vorbeigefahren (5. Cru Classé), das ebenfalls noch zur AOC Haut Medoc gehört. Hier durfte ich den 1990er und den 1996er trinken, beides sehr korrekte Weine in ihrer Klasse. 
In der Nähe vom Château Giscours erreichen wir die AOC Margaux und es wird direkt an Schlössern wie Prieure Lichine und Palmer vorbeigeradelt. Auch von diesen Schlössern habe ich ein wenig in meiner Bordeaux-Sammlung, aber grade bei Palmer traut man sich ja kaum noch zu trinken, schaut man sich dessen Preisentwicklung in den letzten Jahren an. Ich erwarb den 1995er in der Subskription zu einem heute undenkbaren Preis. 
Und auch die Flaschen der Weingüter des Nachbar-Crus Saint Julien werden nicht billiger – glücklich, wer noch auf Bestände aus den 80- und 90ern zurückgreifen kann – die waren bei den Châteaux, die am unmittelbaren Wegesrand der Fahrer liegen noch bezahlbar und fehlen auch bei mir nicht im Vorrat für schlechte Zeiten… In der Reihenfolge des Streckenverlaufs haben wir Château Beychevelle (gleich am Beginn der AOC), Château Branaire-Ducru, Château Saint Pierre und dann die drei Leovilles: Barton, Las Cases und Poyferré. Von letzterem hat mich unlängst der 1989er sehr begeistert. 
Andere namhafte Cru´s sind nicht weit entfernt, aber ich will hier nicht all die Namen aufzählen. 
Auch wenn es dann in die letzte AOC des Einzelzeitfahrens geht, haben wir berühmte Namen unmittelbar am Wegesrand. Vom Château Latour begrüßen dessen Weinberge, der berühmte Turm mit den heute nur noch für die Reichen erreichbaren Weinen, ist ein wenig von der Straße zurückgesetzt, näher dran stehen dann die beiden Pichons Spalier, der Baron links und die Comtesse rechts. Dann grüßen noch die Schlösser mit dem Wörtchen Bages im Namen und schon sind wir mitten in Pauillac, dem Zielort.

Am Ende muss heute jeder selber wissen, welches der noblen Gewächse für den heutigen Tag geeignet sein soll, ich allerdings bin heut schon mitten in einer großen Prioratprobe und da passen meine 5 noblen aus 1993 nicht mehr rein – zerreißen wollte ich dieses Quintett – Leoville Barton, Leoville las Cases, Pichon Comtesse, Montrose und Cos d´ Estournel auch nicht, also habe ich den Ruhetag genutzt und schon mal einen kleineren Haut - Medoc vorab auf das Einzelzeitfahren getrunken…

Château Lieujean; Cru Bourgeois; Haut Medoc; 2000 rot Welch üppiges Nasentier, würzige und reife Cabernetaromen dominieren diesen sich glanzvoll präsentierenden Wein. Dieser wunderbare komplexe Duft, bei dem der Kenner auch blind gleich ruft: „Ah – Bordeaux“, signalisiert einen Wein, der eigentlich schon über das gewohnte Maß bei den Bürgerlichen hinaus geht, und der auch bei „kleineren“ klassifizierten mithalten könnte. Am Gaumen sehr harmonisch und bereits auf dem Punkt, das Tannin wunderbar verwoben, genug Ecken und Kanten, um noch eine Persönlichkeit zu entfalten, aber auch ein Bordeaux mit gutem Trinkfluß. Mittlerer Körper und für einen großen Wein fehlen ihm Tiefe und Nachhaltigkeit, aber was hier alles in allem geboten wird (für relativ kleines Geld übrigens seinerzeit), dass folgt der Regel: „Kleine Namen in großen Jahrgängen können auch glücklich machen“. Sehr gute 92/100 Th. Mit diesem Jahrgang sicher gut über seinem Rang stehend.

Dies ist nun mein letzter offizieller Tourwein für die Tour de France 2010. Wie auch bereits der Gascogner – leicht vorab getrunken, denn bereits ab Freitag heißt es für mich wieder: Jede Menge Prioratos stehen zur Verkostung an – und ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere Leser mich auch weiterhin auf meinem Blog ab und an besucht. Und Priorat dürfte ja ganz gut passen, um dem sicher erneut die Tour Gewinnenden Contador „zu huldigen“ – Davon sind jede Menge am Start, eine zweite große 2007er Jahrgangsprobe, eine kleine spezielle Weißweinprobe und sicher viel Spaß versprechende 2000er als 10 years after Probe…

Bis zur Tour de France 2011 an dieser Stelle – mir hat es hier viel Spaß gemacht.

Torsten „DerPriorat“Hammer

PS: Einen hab ich natürlich noch – zur Schlussetappe gebe ich meinen Senf selbstverständlich ab, auch ohne Tourwein…

Freitag, 23. Juli 2010

18. Etappe: Nach Bordeaux



Die Sache am Berg ist entschieden, Schleck und Contador lieferten sich ein "totes Rennen". Um es noch zwei Tage spannend zu halten wird natürlich ein bißchen spekuliert. Sicher kann noch was passieren, ich glaubs aber nicht. Contador machts ein drittes Mal. Und heute wird gesprintet, auch gut.
198 Kilometer geht es nordwärts durch die Gascogne, direkt in die Herzkammer des französischen Weins, nach Bordeaux. Der Troß nähert sich von Süden, weintechnisch durch Pessac-Léognan. Da werden rechts und links der Straße einige Chateau zu sehen sein. Mein Etappenwein kommt allerdings vom sogenannten "rechten Ufer", aus St. Emilion.


Donnerstag, 22. Juli 2010

Torstens Genusskommentar: Salies-de-Bearn - Bordeaux

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Der Startort der heutigen Etappe liegt nochmals in der AOC Bearn, die ich bereits erwähnt hatte. Aus dem Ort Bellocq sollen deren beste Weine kommen, was ich selber noch nicht überprüft habe…

Es folgen einige Hügel, die immer mehr von den Pyrenäen wegführen und dann endlos weites und flaches Land – ab Tartas erreichen wir die nur dünn besiedelten Kiefernwälder der Les Landes. Kiefern und Sand, Sand und Kiefern – damit die Fahrer und Zuschauer nicht einschlafen, hat man kleinere Straßen gewählt und ein paar „Ecken“ eingebaut, dennoch sieht es auf den ersten Blick langweilig aus. Dennoch hat auch diese Gegend etwas für sich, manche der kleinen Ortschaften, wie z.B. Sabres sind ganz hübsch, es ist aufgrund des endlosen Waldes meist schattig. Und der Atlantik ist nicht weit – die Radler jedoch fahren parallel dazu auf ein anderes Meer zu – das Meer der guten und leider immer abgehoben teurer werdenden Weine des Bordelais. Plötzlich ist der Wald zuende und wir sind im Bordelaiser Weingebiet Graves und deren gehobener Appellation Pessac – Leognan, die uns schnell ins Ziel führt – mitten hinein in die Hauptstadt der französischen Weine…
Natürlich bietet es sich an, heute einen Graves oder Pessac zu öffnen, aber ich fand im Keller noch eine andere interessante Flasche, die aus dem Gebiet Les Landes stammt, denn ab und an findet man inmitten der Kiefernwälder auch Reben. Vieles wird hier zu Armagnac verarbeitet, aber es gibt auch einige „richtige“ Winzer. Einen solchen habe ich in den Salons des Vignerons Independants entdeckt und von diesem so einiges mitgenommen. Und jetzt fiel mir einer der Weine in die Hände:

Glänzendes Goldgelb, wunderschön im Glase funkelnd, an der Nase verhaltener Duft nach süßen sehr reifen Früchten. Auch am Gaumen kommt dieser Obstsalat aus reifem hellen Obst mit ein wenig geröstetem Buttertoast (ganz dünn mit Honig bestrichen) serviert gut heraus, anfangs eher lieblich als süß, aber er legt mit jedem Schluck an Süße zu – leider etwas eindimensional und mit fehlender Spritzigkeit und Frische, was ich aber durchaus dem Jahrgang zuschreibe. Sehr sauberer Süßwein ohne Ambitionen auf Tiefe und Größe, aber durchaus von gutem Trinkfluß. Sehr gute 88/100 Th.

Petit und Gros Manseng sind auch die Leitreben im Jurancon, an deren Klasse kommt der auf Argilo – Calcaire Hängen des Ténarèze angebaute Gascogner allerdings nicht heran. Dennoch ganz nett, muss man nicht verschmähen.

17.Etappe: Entscheidung in den Pyrenäen - Teil 2


Damit ihr mal seht, unter welchen Bedingungen der Weindeuter so verkostet. Ein Schluck Bordeaux (wird erst passend zur 18. Etappe vorgestellt) im Vordergrund, dahinter die Medien. Der Anstieg zum Tourmalet war rasant, zeigte die Klasse von Schleck und Contador. Ein "totes" Rennen, keiner konnte den anderen abschütteln - und wollte es vielleicht auch gar nicht in letzter Konsequenz. Ein Agreement ? Contador gewinnt ein drittes Mal und überlässt Schleck die heutige Prestigeetappe der Tour, die Schleck zusammen mit seinem Bruder und einem neuem, auf ihn zugeschnittenen Rennstall dann im nächsten Jahr dominiert ?

Zwei Sachen wollen wir aber auf jeden Fall so nicht mehr sehen:
  • Männer laufen in Borateinteilern mit nackten Hintern oder mit Unterhosenpampas neben Fahrrädern den  Berg hoch !
  • Der Mann in Gelb tätschelt gönnerhaft die Wange seines Rivalen !

17.Etappe: Entscheidung in den Pyrenäen


Die Dramaturgie stimmt: Heute entscheidet sich mit der Bergankunft am Col de Tourmalet die Tour de France 2010. Kann Andy Schleck entscheidende Sekunden herausfahren, kann er Alberto Contador am Berg abhängen, kann er sich ein Zeitpolster anlegen, um das Zeitfahren am Samstag im Bordelais als Sieger im Gesamtklassement zu überstehen und am Sonntag als Mann in Gelb zu triumphieren ? Heute nachmittag wissen wir mehr. Bis dahin Ruhe bewahren und einen Wein geniessen, der Kraft gibt. Ein wirklicher "Männerwein", Gerbstoffe, Alkohol, breiter Körper: Ein Madiran ! Die Weine aus der dickschaligen und gerbstoffreichen Tannat - Traube sind häufig wilde Gesellen, farbintensiv, in der Jugend mit einer gewissen Adstringenz.
  • Domaine Laffont "Erigone" 2007 Madiran Pierre Speyer, ein Belgier, bewirtschaftet nur 4 ha und ist einer dieser handwerklich arbeitenden Winzer, die mit großer Leidenschaft wirklich originelle, hochwertige und nicht einer überteuerten Spekulationsblase ausgelieferten Weine machen. Er ist ein Freund von Pierre Clavel, (Copa Santa), sie verbindet (mit anderen) das kleine, nur für Insider sichtbare winziggedruckte Label "Vinarchiste" auf dem Etikett. ERIGONE ist eine Cuvée mit einem Hauptanteil  Tannat (80-90%) aus 45 Jahre alten Reben, der Rest Cabernet-Franc. Der Ausbau erfolgt 16 Monate in gebrauchten Barrique (Zweit- bis Drittbelegung). Farbe, natürlich dunkel, undurchdringlich. In der Nase vielschichtig, einerseits Rauch, Graphit - das geht aromatisch schon in Richtung Bordeaux. Andererseits aber auch die würzige warme Erdigkeit des Südens. Was den Wein jetzt schon in der Jugend trinkbar macht ist die dichte satte Frucht. Die macht auch die Gerbstoffe erträglich, die packen im Mund nämlich kräftig zu und "tapezieren" den Gaumen. Also weglegen und in 10 Jahren mal wieder probieren.
    Zum gegrillten Lamm etwas kühler genossen passte der Kraftschluck allerdings schon jetzt sehr gut. Eine Kombination, die ich Andy Schleck zum Frühstück wünsche. Oder als Mittagessen kurz vor dem Anstieg zum Tourmalet. So haben sie das doch früher auch gemacht: Erstmal im Dorfgasthaus ein stärkendes Menü und dann weiter die Berge rauf.
    ("Erigone" 14 % / 14,90€ / Weinzeche Essen) 

Mittwoch, 21. Juli 2010

Torstens Genusskommentar: Pau - Tourmalet

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen


Erneut wird heute am Anfang durch die Weinbaugebiete der AOC Jurancon gefahren, über deren Weißweine gestern bereits zu lesen war. Die Rosé- und Rotweine aus diesem Gebiet führen die AOC Bezeichnung Bearn. Die gestern bereits erwähnte Cave des Producteurs de Jurancon aus  dem gestern durchradelten Gan bietet mitunter auch ganz passable Rosé Weine  an.
Ab Escot haben wir einige Teilstücke der Etappe letztes Jahr im Urlaub erlebt, allerdings im Auto. Ungeplanterweise zunächst die Überquerung des Col de Marie Blanque (über den im Übrigen auch die Route des Brebis de Ossau Iraty führt, eine Touristenstrecke, die für den Käse wirbt, den ich bereits auf der gestrigen Etappe lobte). Aufgrund der häufigen Gewitter konnten wir nicht wie geplant zum Infierno hoch und machten als Ersatzprogramm eine kleine Runde durch das Baskenland mit seinen teils wunderschönen Dörfern auf der spanischen Seite. Zurück auf französischer Seite folgten Wanderungen durch die Schluchten. In der Holzarte-Schlucht wurden wir dabei völlig vom Starkregen überrascht und weichten bis auf die Knochen durch. Ich habe dennoch nicht aufgegeben und bin bis zur spektakulären Brücke über die Schlucht gelaufen.
Danach folgte dann noch die wunderschöne Schlucht Gorges de Kakouetta, wo allerdings ein Eintrittsgeld erhoben wird. Unbedingt die Stirnlampe mitnehmen (und Ersatzbatterien!) – am Ende gibt es eine schöne Höhle und da wo das Schild „Fin de la Visite“ steht, gibt es einen engen Durchschlupf in die Höhle hinein. Ich bin noch etliche Meter in die Höhle hineingekrochen (einige enge Passagen), bis ich Angst hatte, meine Batterien segnen das Zeitliche – ich hatte dummerweise keinen Ersatz dabei.
Nach Besichtigungen von Arette und Sarrance kamen wir dann also auf den Pass, den die Profis heute radeln müssen. Bislang stand diese Straße sonst noch nicht in meinem Fokus – zu Unrecht, wie die dortig schöne Landschaft offenbarte. Auf dem dann folgenden Teilstück bin ich dann schon wieder mehr „zu Hause“.
In Asson (die genaue Zufahrt ist ca. 2 km zuvor auf der geradelten Strecke) gibt es einen wunderschönen Zoo. Er ist zwar nicht übermäßig groß, aber sehr liebevoll gestaltet und man kann es auch mit einigen Tieren hautnah zu tun bekommen, da es etliche begehbare Gehege gibt. Auf jeden Fall ein Muss bei einem Pyrenäenbesuch und eine schöne Alternative, wenn es oben in den Bergen zu ungewisses Wetter gibt. Auch der dazugehörige kleine Ort Asson ist recht nett anzuschauen.
Die folgende Straße von Asson zum Col de Soulor ist wohl die einzige nennenswerte Straße in der Gegend, die ich selber noch nie entlanggekommen bin. Ich habe es bislang immer geschafft, ohne Wartezeiten über den Col de Aubisque zu kommen. Daher war der Umweg noch nie nötig – der Abschnitt Aubisque – Soulor ist normalerweise reglementiert und kann jeweils nur in die eine oder andere Richtung befahren werden. Und auf der Strecke vom Aubisque nach Arrens Marsous bekommt man den Soulor kaum mit, weil es nur ganz minimal ansteigt… Für die Profis heute, die den Soulor von unten machen, ist es weit anstrengender.
Die dann folgende Strecke haben die Profis bereits auf der Etappe zuvor in entgegen gesetzter Richtung  befahren und ich habe bereits dort dazu geschrieben. Als Ergänzung von mir nur der kleine Hinweis, dass die Fahrt zwischen Barèges und dem Etappenziel Tourmalet in dieser Richtung für mich die vielleicht schönste Bergstraße der Pyrenäen ist. Aber das ist sicher auch subjektiv…
Als Wein zur Etappe habe ich einen Madiran geöffnet, schließlich blicken diese Reben hier auf die hohen Berge der Pyrenäen. Einer der Leitwölfe im Gebiet ist Alain Brumont mit jeder Menge empfehlenswerter Weine von Weiß bis Rot, von Ultratrocken bis Edelsüß. Ich habe einen Roten aufgemacht, passend zu einem rosa gebratenen Entenfilet in einer Zwiebel-Honig Sauce und stilecht auf Linsen.
  • Alain Brumont; Château Bouscassé; Madiran; 2003 rot Schwarz ist hier Methode. Für einen Madiran fast frühreif, der Hitzejahrgang sorgte für einen Wein, der mit seinen offenen Aromen nach schwarzer Frucht weniger spröde als sonst oft in seiner Jugend wirkt. Er lässt sich bereits recht gut antrinken, ist aber mit seinen 14° und den warmen, gekochten Aromen dunkler Früchte sehr jahrgangstypisch. Dennoch eine schöne Frische, die mit einer lebendigen Säure auftrumpft. Nach einiger Zeit bauen sich auch die typischen Tannat-Tanninwände auf, aber der Wein bleibt stets trinkbar.
    Alles in allem sehr gute 91+/100 Th.

21. Juli Ruhetag

Heute ist Ruhetag, die Fahrer pausieren in Pau. Morgen dann die letzte und entscheidende Herausforderung: Zielankunft auf dem Col de Tourmalet. Da muß Schleck attakieren und entscheidende Sekunden herausfahren, falls er noch Ambitionen auf den Gesamtsieg hat.
Den Tourmalet hab ich auch schon mal erklommen, allerdings nicht mit dem Rad sondern einem alten Opel Kadett. Nach einem Nachmittag in Lourdes, diesem dem Wunderglauben gewidmeten Wahnsinn voller Pilgerscharen und katholischer Kaufhäuser, fuhren wir, man kann auch sagen flohen wir, hinauf in die dunkle  Einsamkeit der Berge. Kurz vor der Passhöhe auf einer Bergwiese, an einem Trog mit quellfrischem Wasser, wurde dann im Auto genächtigt. Den Morgen danach vergesse ich nie. Die Sonne zog über den im Morgenlicht scharfgezackten Pyrenäenkämmen auf, in einem weißen Renault Kastenwagen erschien ein Schäfer mit Baskenmütze und stieß lauthals kehlige Schreie in Richtung der Felswände heraus. Glockengebimmel kündigte dann aus der Ferne die Ankunft seiner Herde an. Schafe rannten auf uns zu, tranken und leckten das auf Steinen ausgebreitete Salz.



Als kleiner Ausgleich für die heutige Rad - und Weinpause hier nun ein Film, aufgenommen bei einer Etappe der Tour de France 2007. Der Nachzügler am Ende, auf der Flucht vor dem Besenwagen, ist Weindeuter !

Dienstag, 20. Juli 2010

Torstens Genusskommentar: Bagnères-de-Luchon – Pau

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Diese Strecke ist natürlich ein absoluter Klassiker. Jeder wirkliche Fan der Hochpyrenäen wird diese Strecke bereits auf die eine oder andere Art erlebt haben. Zugegebermaßen gibt es in diesen Gefilden ja auch keine Alternativen Strecken…

Für mich wäre diese Strecke der noch fehlende große Wunschtraum des Radwanderers in den Pyrenäen, zumal ich das Gebiet zwischen dem Mittelmeer und dem Tunnel von Vielha quasi „abgegrast“ habe. Aber auch per Auto ist diese Strecke auch nach dem zig´ sten Male immer noch beeindruckend und Hochgefühle weckend. Und hier sind ja auch fast alle wichtigen Zugangsstrecken in das Reich der 3000er. Und davon habe ich mir in den letzten Jahren so viele gegönnt wie machbar waren. Meist ist dies jedoch von den Witterungsbedingungen abhängig. Die erste Tour Richtung Balaitous endete im Schneechaos, genau wie der Versuch, die Picos de Infierno an einem Tag zu machen. Beim ersten Mal war es die fehlende Ausrüstung, das zweite Mal wurde nach einer Steilpassage von über 200 Höhenmetern im Schneefeld die Zeit zu knapp. Nach meiner ersten Erfahrung fahre ich grundsätzlich auch im Hochsommer nur mit Eispickel und Steigeisen  in die Region, die komplette Kletterausrüstung muss natürlich auch dabei sein…

Die Highlights der Strecke sind natürlich im wahrsten Sinne des Wortes die Pässe…
Aber auch dazwischen gibt es Entdeckenswertes.
Gleich zu Beginn der Strecke wird durch einige kleine Dörfer mit hübschen Kirchen gefahren, die Radler haben keine Zeit dafür, geht es doch sofort mit dem ersten Anstieg richtig zur Sache. Vom Paß Col de Peyresourde, der noch zu den „niedrigeren“ Pässen gehört, hat man einen ersten schönen Blick in die Landschaft der Hochpyrenäen mit ihren 3000ern (am besten kurz hinterm Pass , wo die Straße nach Peyresourde Balestas abzweigt.
Unmittelbar vor dem Anstieg zum Col de Aspin kommen die Fahrer durch Arreau, für mich eines der schönsten alten Städtchen in den Pyrenäen, kein aufgemotzter Badetouri-Ort, sondern einfach so, als wäre in den Gassen der Altstadt die Zeit stehengeblieben. Ein Bummel und die Besichtigung des alten Stadtkernes mit den alten Häusern und Kirchen lohnt.
Hier geht auch die Straße zum Tunnel von Bielsa ab, einer der wichtigen Pyrenäengrenzübergänge nach Spanien und Zufahrt zu den Ausgangspunkten für Expeditionen ins Néouvielle – Massiv und zum Pic Long auf französischer Seite und zum Munia bzw. ins Perdido Gebiet auf spanischer Seite. Auf dem Weg zum Munia musste ich leider den Sack hängen lassen, da plötzlich die Gewitter von allen Seiten kamen und ein Umkehren dringendst anzuraten war. Ein Bericht zu dieser spektakulären Tour in einer der wohl einsamsten Gegenden müsste wohl am Besten lauten: „Allein unter Geiern“. Nie kam ich in freier Natur so nah an die imposanten Vögel heran wie dort…
Das Spektakulärste am Col de Aspin ist vielleicht die Strecke, die die Radler hoch müssen mit ihren zahlreichen Haarnadelkurven. Die Aussicht und die Abfahrt sind im Prinzip weniger gigantisch. Dafür wartet unten mit Sainte-Marie de Campan ein hübsches Dorf mit sehenswerter Kirche auf uns. Ich würde hier erst mal Schluss machen und einen Klettertag einlegen, so wie ich das des Öfteren getan habe. Ein kleiner Rastplatz mit der Möglichkeit zum Biwakieren ist an den Felsen gegeben und es gibt dort phantastische Routen in bestem und nicht übermäßig abgegriffenem Kalkstein. Nur kann ich nichts sagen, was für Routen ich dort machte, denn bis heute habe ich trotz etlicher Zwischenstopps dort kein Topo vom Felsen.
Eindrücklich dann die Fahrt hoch zum Tourmalet, noch eindrücklicher, weil naturbelassener die Abfahrt. Das auf der Steigung liegende La Mongie dagegen darf sich meiner Meinung nach mit um den Preis „hässlichster Ort Frankreichs“ beteiligen. 
Einzigartig der Halt auf dem Col de Tourmalet – egal bei welchem Wetter, ein jedes hat was für sich.

Alle diese Bergabschnitte sind ja eigentlich „Zones pastorales“, in denen die Tiere Vorrang mit dem Menschen haben und grad auf der Tourmalet Strecke muss man mit allem rechnen, auf der Straße liegende Schafe und Kühe, die sich den Hinterm auf dem Asphalt wärmen oder kühlen, plötzlich querende Tiere sowieso, neben Schafen und Kühen auch halbwilde Pferde und sogar Lamaherden, mit Glück steht auch ein Murmeltier neben der Straße und grüßt…
Gab es eigentlich bislang bei der Tour nie Kollisionen oder andere Unfälle? Ich fahre jedenfalls per Auto dort wegen der Tiere wesentlich vorsichtiger ab, als es die Rennfahrer tun…
Bareges und Luz Saint Sauveur sind beides typische Touristen- und Kurorte, in denen man stoppen kann, wenn man sich verpflegen muss. Aber das Gewusel muss man schon aushalten.

In Luz geht es dann ab nach Gavarnie, dem wohl imposantesten Naturspektakel der französischen Pyrenäen. In der Saison unbedingt antizyklisch fahren, sonst ist man hier im Dauerstau. Ich schaffte es sogar, in Gavarnie auszusteigen und die Einkäufe zu erledigen (gutes lange haltbares Pain de Montagne wird hier verkauft!) und dann wieder ins Auto einzusteigen, der Fahrer war noch nicht weit gekommen. Am Besten also am Nachmittag hoch (so hoch es geht und dann zu Fuß weiter zur Grenze und dann zur Hütte unterhalb der Breche de Roland (ca. 3 Stunden engagierte Tour zu Fuß.) Dort kann man kostenfrei zelten (allerdings tagsüber das Zelt flach legen) und man erreicht von da mit Kletterseil, Steigeisen und Eispickel einige 3000er an nur einem Tag. Den Taillon kann man sogar ganz ohne Ausrüstung hoch wandern.
Aber die Radler wollen nicht hoch, sondern runter – zumindest bis Argeles Gazost. Unterwegs zweigt noch die Straße nach Cauterets / Pont d´ Espagne ab – Ausgangspunkt für mehrtägige Expeditionen ins Vignemale Gebiet. Auch von der Strecke auf den Aubisque zweigen noch zwei Straßen ins Gebirge ab, von denen aus es sich gut in die Gegenden zwischen Vignemale und Balaitous einsteigen lässt.
Arrens Marsous ist ein kleiner netter Ort zum Verpflegung auftanken, für all jene bestens geeignet, die den Trubel in Argeles und Luz nicht brauchen. Guten Käse kann man faktisch überall entlang der Strecke kaufen, aber auf dem Col de Aubisque gibt es sogar einen mit einem eigenen geschützten Namen – den Aubisque.

Wenig später kommen wir dann in eines der berühmten Käsetäler der Pyrenäen, das Ossau Tal. Hier werden Käse der AOC Ossau Iraty allerorten zur Verkostung und zum Kauf angeboten, bei meinem Lieblingserzeuger (am Ortsausgang von Laruns Richtung Arudy links neben der Straße) fahren die Profis direkt vorbei. Das kleine hübsche Städtchen lohnt aber auch sonst genau wie Arudy einen Pausenstopp. Beide Orte gehören trotz ihres schönen Kerns zu den eher ruhigen und nicht ganz so überlaufenen Orten in den Pyrenäen. Und wenn oben in den hohen Bergen zu schlechtes Wetter zum Bergsteigen ist, dann hat man in der Nähe beider Orte die Möglichkeit zum Klettern an sehr schönen Felswänden.
Auf die Wand von Laruns schaut man linkerhand der Brücke über den Ossau, bevor es in den Ort hineingeht. Hier gibt es auch einen nett zu machenden Via Cable, bei dem die ganze Wand in ca. halber Höhe gequert wird - mit Klettersteigsicherung zu machen. Laut Angabe im Topo 3. Grad. Wer aber nach der Hälfte das ansteigende Kabel nimmt, der kommt mit dem 3. Grad nicht mehr hin, das ist eher 5 bis 5+. Und dann möchte man auch ein 60m Seil mithaben, um sich die mehr als 25 m  abzuseilen, um wieder an das Seil mit der 3er Querung  für den Rückweg zu kommen. Das Abklettern des teils überhängenden Felsens kann sonst recht unangenehm werden (im Topo der Touri-Info wird dieses Schmankerl nicht erwähnt.)
Die Felsen von Arudy sind etwas versteckter, aber auch hier gibt es in der Touri-Info ein gutes Topo zur Orientierung. Die Klettereien sind sehr spaßig, aber zu viel Sonne ist nicht all zu gut. Am Nachmittag wird es an den schönsten Wänden schnell recht heiß.

Da wird es dann Zeit für einen Stopp in Gan – wir sind dann mitten im Zentrum des Weinbaugebietes der AOC Jurancon, die durch trockene und edelsüße Weine aus Gros und Petit Manseng und Courbu (wiederum wie in Südwestfrankreich üblich autochthone Sorten) auffällt.
Die trockenen Weine sind hervorragend zu Forelle oder Lachs, zum Spargel oder zum Pyrenäenkäse, die Edelsüßen sollte man reifen lassen und dann solo oder zur Foie Gras genießen, gealtert können sie auch ein komplettes Menu begleiten. Ich hatte erst unlängst einen Croix du Prince der Genossenschaft aus Gan aus dem Jahr 1990 offen und der war ein wirklich großer Süßwein.
Dass ich in Pau bislang immer nur durchgefahren bin, liegt sicher am deutlichen Ruf der Berge, wie auch an den fehlenden kostenfreien Parkplätzen im Zentrum, letztes Jahr mussten wir aufgrund vieler Baustellen eine unfreiwillige Stadtrundfahrt durch diese wohl wirklich schöne Stadt machen und waren am Ende nur genervt von der fehlenden Umleitungsausschilderung. Ihr dürft mich jetzt alle Kunstbanause nennen…

Auch habe ich dummerweise keinen Jurancon mehr auf Lager, aber ich fand einen anderen genialen Süßwein, der dann auch nicht so weit vom Startort der Etappe Pamiers – Bagnères de Luchon weg stammt… 
  • Domaine de Montels; Cuvée Alice; Vin de Pays des Côteaux et Terrasses de Montauban; 2004 weiß-süß;Wenn man ganz viel Glück hat, sieht man von hier aus auf dem Weg nach Toulouse bereits ein erstes Mal die Pyrenäen Gipfel. Wenn man noch mehr Glück hat, dann übersieht man nicht die Zufahrt zur Domaine de Montels, die bereits an der RN ausgeschildert ist. Philippe und Thierry Romain machen dort jede Menge begeisternder Weine hinsichtlich Qualität und Preis-Genuss-Verhältnis. Zu viele, um von jedem gleich eine Kiste ins Auto zu laden, grad wenn man erst auf dem Weg ins Priorat ist…
    Die Alice hier ist im Gegensatz zur Alice aus dem Priorat, von der ich noch Restflaschen abzugeben hätte, nicht rot und wuchtig-mineralisch trocken, nein sie ist eine ganz Süße, aus 100% Sauvignon Blanc gemacht – 3.000 Flaschen davon gab es und nicht zu Unrecht war der  Wein Coup de Coeur im Guide Hachette 2005. Schon in der Nase sehr exotisch-süß, aber zugleich auch frisch, der Gaumen bestätigt Süße wie auch Frische, der Wein hat eine nahezu perfekte Balance und bleibt trotz der Süße trinkig. Bei jedem Schluck werden neue Aromen herausgekitzelt, exotische Früchte, Rhododendronblüte, ein Löffel Honig, ein Stück Bienenstich, kalter Saft von Zitrusfrüchten und Dosenananas… Sehr vielschichtig und sehr verführerisch – am Ende weiß ich gar nicht mehr, welcher der beiden Alices ich den Vorrang geben soll, der noblen sexy Rothaarigen oder der süßen Blonden, die auch nur zum halben Preis des Prioratos verführt. So verschieden sie sind, ich mag sie beide…
    Die Süße sehe ich übrigens bei 94/100 Th. – ein exzellenter Wein. 

Montag, 19. Juli 2010

16.Etappe: Pyrenäenpässe


Hat ein Kettenspringer die Tour in diesem Jahr entschieden ? Drama, wie Schleck nach unten kuckt, ins Leere tritt und Contador an ihm vorbeizieht. Der Luxemburger hat auf jeden Fall schnell wieder aufgelegt. Wie er dann bis zur Paßhöhe des Port de Balés wieder aufgeholt hat zeigt seine Klasse. Heute gibt es für ihn genug Gelegenheiten auf den Zwischenfall von gestern "zu antworten". Peyresoude, Aspin, Tourmalet, Aubisque - das sind klangvolle Namen für jeden Tourbegeisterten. Eurosport überträgt die Etappe in voller Länge ab 11.30.
Den Etappenwein verkoste ich erst heute Nachmittag, die Fahrt endet in Pau. Da böte sich ein Jurancon an, süß und weiß. Oder aber ein Kandidat aus dem 40 Kilometer nördlicher gelegenen Madiran. Das wäre dann ein körperreicher Roter, mal sehen...

Torstens Genusskommentar: Pamiers – Bagnères-de-Luchon

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Erneut starten die Fahrer im Land der Katharer. In Pamiers wohnte die Vollendete Esclarmonde von Foix. Sie hatte nach dem Tode Ihres Mannes all ihre Besitzungen verkauft und das Geld für ihre Arbeit als Vollendete und eine katharische Begegnungsstätte verwendet. 
Unter den Katharern hoch angesehen und geachtet, wurde sie beim Rededuell zwischen Katharern und Katholiken von diesen zurechtgewiesen, sie solle ihre Spindel drehen, statt Reden zu führen… 
1209 musste sie aus Pamiers vor den Kreuzrittern flüchten und kam wahrscheinlich auf ihrer Flucht um.

Die Profis heute haben sicher keine Kreuzritter im Nacken, vor denen sie flüchten müssen, aber vielleicht versuchen einige dennoch Fluchtattacken über die anstehenden Berge… 
Von der heutigen Streckenführung kenne ich persönlich (fast) nichts – zu sehr habe ich bislang in diesem Pyrenäenabschnitt den Verlockungen der andorranischen Bergwelt und einigen dortigen Highlights auf spanischer Seite nicht widerstehen können. Aber heute geht es nicht um Klettersteig- und Wandertipps in den Pyrenäen, auch nicht um die Aktivsportgebiete in Spanien… Andorra und Spanien werden in diesem Jahr außen vor gelassen.

Neben dem Start- und dem Zielort, welche ich nur vom Durchfahren kenne, bin ich nur durch Fronsac des Öfteren gekommen, denn das liegt an der Straße zum Tunnel von Vielha und gehört für mich inzwischen zu den Standardrouten auf dem Weg von Deutschland ins Priorat bzw. retour. Ich fahre inzwischen seltener über Andorra, weil mich das Schlange stehen an der Grenze nervt und so viel teurer ist der Sprit in Spanien dann auch nicht mehr, wenn man z.B. nach BonArea´s schaut. 
Das Fronsac der Pyrenäen sollte allerdings nicht mit der gleichnamigen AOC aus dem Bordelais verwechselt werden. Apropos Wein, einen tatsächlich an der Strecken liegenden Weinbau gibt es nicht, etwas nördlich des Startortes gibt es allerdings zwischen Toulouse und Montauban einige kleine AOC Weinbaugebiete, von denen Fronton das Bekannteste sein dürfte. Da sind wir wieder in Südwestfrankreich mit seinen autochthonen Rebsorten, wie z.B. Negrette in Fronton. 
Ansonsten gibt es nur Landweine ringsum. Was nichts Schlechtes sein muss, wie mein Wein der Etappe morgen sicher beweist…

Heute habe ich zur Erinnerung an die Katharer einen Maury aufgemacht. Von Maury schaut man direkt hoch auf die Katharerburg Queribus… Maury´s werden aus Grenache gemacht und sind wie Rivesaltes und Banyuls abgestoppte Vin Doux Naturel. Im Grunde genommen am ehesten mit Port vergleichbar, nur nicht so teuer und auch „leichter“ – sie kommen meist mit 15 bis 18° Alkohol aus. Es gibt in Maury generell zwei Typen, den Vintage-Typ, der in der Regel der fruchtbetontere ist und der klassische, dessen Wein oft 1 Jahr lang in Glasballons dem Wetter ausgesetzt wird. Mas Amiel hat einen wunderschönes Feld mit diesen Glasballons, die halb in der Erde eingegraben sind, bei La Coume du Roy stehen diese auf dem Flachdach. Danach reifen die Weine noch lange, manchmal Jahrzehntelang in alten Fässern. Sie erhalten dann eine immer größere Aromenvielfalt und Oft aber auch Finesse und können Minuten, ja Stunden lang nachhallen.

Bei einem Besuch der Domaine de la Coume du Roy hatte ich als quasi alter Stammkunde die Chance, die wirklich alten Jahrgänge verkosten zu dürfen. Der 1880er blieb so lange am Gaumen, dass ich noch drei, vier Stunden später nicht essen, ja nicht einmal Wasser trinken wollte. Diese eindrückliche Verkostung führte dazu, dass ich mir eine Flasche des ältesten verkäuflichen Weines hinlegte – den 1925er, den ich 2025 gern öffnen möchte. Auch diesen durfte ich inzwischen mehrfach probieren. Heute aber ist der 1996er offen, der inzwischen auch nicht mehr ganz so günstig nachkaufbar ist, aber der selbst die mehr als 30 €, die er heute kostet, wert ist. 
  • Domaine de la Coume du Roy; Maury; 1996 rot-süß;  Undurchsichtiges, sehr schlammiges braunrot, man kann praktisch nicht hindurch schauen. Der Wein hat ein immenses schlammiges Depot, gefiltert wird hier nichts! Aber dafür bietet selbst der relativ junge 1996er bereits ein kleines Aromenfeuerwerk in der Nase und erst recht am Gaumen. Es ist ein Wein, den man bereits zum Frühstückskaffee genießen kann (wunderbare Kombi mit starkem türkisch aufgebrühten Kaffee!), als Solisten oder als Begleiter eines kompletten Menüs, z.B. Fruchtsuppe aus Waldfrüchten, Ente mit Kirschen in Maury,  Roquefort, Schwarzwälder Kirschtorte und Bitterschokolade zum besagten Kaffee.
    Dazu sollte man wie ich dann schon eine normale 0,75 l Flasche wählen, die 0,5 l ist dann definitiv zu wenig, zumal immer wieder die Gefahr des Naschens besteht. Er ist zwar enorm süß, aber zugleich durch eine mächtige Wand feiner Tannine ist die Süße gut gepuffert. Der Wein fängt bei zimtigem Pflaumenmus an, bläst dann voll ins Fass mit ungesüßtem Kakaopulver, bringt dann Geleepralinen mit Bitterschokolade ins Spiel und endet mit Mokkaaromen und kaltem Zigarrenduft  Große 95+/100 Th. für die Ewigkeit gemacht…
    Meine Flasche entstammte einer ersten Abfüllung im Jahre 2002 und kostete in diesem Stadium knapp über 10 €. Und meine Geduld.
Auch so wird im Roussillon der Vin Doux Naturel ausgebaut:
Gefüllte Glasballons unter freiem Himmel bei Mas Amiel.
Fotoquelle:
Roberts Fine Wines Blog


15.Etappe:


Jetzt folgen noch drei Tage in den Pyrenäen, dreimal Gelegenheit für das Schleck/Contador Duell. Hoffentlich mit etwas mehr "Schmackes" als gestern. Der Wein zur Etappe kommt heute noch vom Mittelmeer, von dem sich die Tour schon ein ganzes Stück westwärts entfernt hat. Es ist einer der Klassiker des Roussillon, ein Banyuls.

Banyuls Cornet & Cie. Cave de l ´Abeé Rous 2004 Bereitet aus spätgelesener Grenache Noir, von selektierten Schieferhängen, die terassenförmig zum Meer hin ausgerichtet sind. Die Gärung des Mostes wird durch Zugabe von Alkohol gestoppt (Mutage), der Wein wird also "aufgespritet", wie es im deutschen unelegant gennannt wird. Die Reifung erfolgt dann in Eichenfässern. Heraus kommt ein sehr reichaltiger und intensiver Wein mit 16,5% Alc. und komplexen Duft- und Geschmacksnoten. Trockenfrüchte, Kaffe, Vanille, eingekochte Feigen - all das findet man darin. Die Trinktemperaturempfehlung liegt zwischen 14 - 16 Grad, hält man sich dran, tritt der Alkohol geschmacklich gar nicht so in den Vordergrund. Man kann so einen Banyuls dann auch gut als Apero genießen. Oder natürlich als Dessertwein, zu Schokolade oder Edelschimmelkäsen.

Sonntag, 18. Juli 2010

Torstens Genusskommentar: Revel – Ax 3 Domaines

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Die heutige Etappe ist wieder aus kultureller und geschichtlicher Sicht äußerst interessant, wir bleiben noch bei den im Bastiden Stil erbauten Ortschaften, aber die Strecke führt auch durch das Land der Katharer. Die Katharer glaubten (stark vereinfacht), dass das irdische Leben schon die vorweggenommene Hölle sein kann und wer gut nach urchristlichem Glauben lebt, der käme dann bei seinem Tode ins Paradies. Sie waren gegen Prunk und Protz und Anhäufung von Reichtümern in den Gebetsstätten und gegen das Leben, welches die Kirchenoberen schon damals führten. Ihr gelebter Glaube brachte ihnen viel Anerkennung beim einfachen Volk ein, die Mächtigen der katholischen Kirche erklärten sie jedoch aus diesen Gründen zu Ketzern und ließen einen wahren Völkermord veranstalten. An einigen dieser brutalen und grausamen Orte, an denen die Katholiken damals so schlimm wüteten wie wir es aus neuerer eigener Geschichte kennen, fahren wir heute hautnah vorbei. Die prunkvollen katholischen Kirchen hier selbst in kleinen Orten sind Zeichen des Sieges der Katholiken, die zerstörten Katharerburgruinen erinnern an die Schuld, die der Katholizismus durch Folter und Völkermord in dieser Gegend für immer auf sich lud. 
Das Inquisitionshandbuch des Dominikanermönchs Bernard Gui (1260/61 – 1331) ist die detaillierte Anleitung zum Foltern und zum Umgang mit Ketzern und sicher eines der unseligsten Sach-Bücher, die je geschrieben wurden – und immer wieder nahmen es sich Völkermörder und Geheimdienstler dieser Welt seither als Lehrbuch. Das Blut für die Feder dieses Buches stammt aus dieser Gegend zwischen Toulouse und Carcassonne… 
Bereits kurz hinter dem Startort Revel wurden in Les Casses (ca. 10 km von der Strecke entfernt) etwa 60 Katharer auf dem Scheiterhaufen in Mai 1211 gemeinsam verbrannt. Die Steinstatue eines betenden anstelle eines gekreuzigten Christus erinnert an den Glauben der Katharer. 
Das hübsche Castelnaudary wurde in den Katharerkreuzzügen von den Truppen der Herzöge bzw. Grafen von Foix und Toulouse 1211 acht Monate lang ergebnislos belagert. Die Kreuzritter von Simon de Montfort waren zu sehr überlegen. 
Heute ist der quirlige Ort, bei dem der Canal de Midi überquert wird, vor allem wegen seines Cassoulets berühmt. Auch wenn mir die echten Zutaten für das Cassoulet von Castelnaudary fehlen, so werde ich dennoch heute ein Cassoulet zubereiten, um die Etappe damit zu ehren. 
Das wunderschöne Mirepoix, einer der vielleicht schönsten Orte, durch die die Tour in diesem Jahr führt, war einst eine Hochburg der Katharer, in der es etwa 50 Häuser gab, in denen „Vollendete“ lebten. Während der Kreuzzüge wechselten sich mehrfach die Herrschenden ab.1317 hatte die katholische Kirche endgültig die Oberherrschaft gewonnen und errichtete zum Zeichen ihrer Macht die heutige Kathedrale. 
Bis Aigues Vives habe ich die Strecke vom Startort so abgefahren, wo die Profis zum Lac de Montbel abbiegen, bin ich tiefer ins Gebirge, meine Ziele waren die Besteigung des 2388 m hohen Pic de Saint Barthelemy (der heilige Berg der Katharer),die Gorges de la Frau, die Quelle von Fontestorbes und natürlich die Katharerruine Montsegur
Auch Chalabre war ein Ort grausamer Kämpfe der katholischen Kreuzritter gegen die Bewohner des Languedoc, nahe der Tourstrecke befindet sich mit Puivert eine der wichtigen Katharerburgen, die ich mir auf genannter Tour natürlich ebenfalls ansah. Doch dazu haben die Profis weder Zeit, noch das Kleingeld  für das Eintrittsticket in der Rennhose. 
Bei Espéraza trifft dann die Tourstrecke wieder auf eine von mir häufig und gern befahrene Strecke. Gegenüber auf hohem Felsen befindet sich einer der wohl mythischsten Orte Frankreichs: Rennes – le Château. Ob man sich nur den traumhaften Ort mit seinem eigenartigen Taufbecken, welches von einer Art Teufel, dem Dämon Asmodi gehalten wird, ansieht oder mit Spitzhacke und Schatzkarte zu den Tausenden gehört, die nach den Schätzen graben, die der seltsame Pfarrer Saunière dort gefunden haben will und der ihn zugrunde richtete, der Ort zieht jeden auf unterschiedliche magische Art an. Auch die hier zu findenden Burgruinen sind Zeitzeugen der Katharerepoche.
Landschaftlich besonders reizvoll wird die Strecke dann zwischen Quillan und Axat beim Engpass Defile de Pierre Lys und dem Loch des Pfarrers (Trou du Curé). Dieser Tunnel, durch den heute die Profis fahren wurde 1887 vollendet und ist nur mit Spitzhacke und Schaufel entstanden.

Auch hinter Axat bleibt es durch weitere Engpässe in der oberen Schlucht  der Aude landschaftlich sehr reizvoll. Die Radler biegen dann zum Port de Pailhères ab, während ich diese Strecke gern weiter nehme, um auf das Plateau der Cerdagne und von dort aus nach Spanien zu kommen. Aber auch das Ariege-Tal mit dem heutigen Ziel in Ax-les-Thermes nehme ich gern, hier geht es über Andorra nach Spanien. Diesen Weg nahm ich bereits in beide Richtungen auch per Rad auf mich. 1991 hatte ich bei der Überquerung des Passes in Andorra im August nur 6° und Regen, auch die rasante Abfahrt nach Ax machte es nicht besser, aber dann der Kaffee mit Rosinenschnecke im heißen römischen Thermalbecken brachte mich wieder auf Normaltemperatur. Seither gehört das Fußbad mit Kaffee zu einem üblichen Ritual, wenn ich durch Ax komme…

Meine beiden Etappenweine stammen aus dem Aude-Tal, besser gesagt aus Limoux. Die AOC´s dort gehören weintechnisch ins Languedoc und sind lange Zeit den Weißweinen vorbehalten gewesen. Blanquette de Limoux und Blanquette Méthode Ancestrale sind ähnlich geartete Schaumweine, wie wir sie bereits bei der Etappe hatten, die durch Die führte. Der Cremant de Limoux ist natürlich eine weitere Schaumweinappellation, die sich in ihrer Art der Herstellung am in der Champagne üblichen Verfahren orientiert. Und sogar hinsichtlich der Traubensorte Chardonnay. Deren Stillweine tragen die AOC Limoux und sind seit langem berühmt. Chardonnay, Chenin und Mauzac sind die erlaubten Rebsorten. 
Aber natürlich gibt es auch wunderbare Rotweine, seit 2004 dürfen auch sie die AOC Limoux tragen. – auch die Mouton Rothschild Mutter erzieht dort neuerdings Kinder, der Rotwein Domaine de Baron d´Arques ist bereits in der Preiskategorie 30-38 € / Flasche angesiedelt (Adel verpflichtet), meine beiden Flaschen für heute sind nur etwas mehr als halb so teuer gewesen (zusammen!) und stammen noch aus der Zeit, wo sich Rotweine hier prinzipiell nur als Landweine  bezeichnen durften.

Über den Erzeuger, die Kooperative Aimery – Sieur d´ Arques, eine der innovativsten und besten in ganz Frankreich ist schon so viel geschrieben worden, dass ich nicht alles wieder aufwärmen möchte, sondern lediglich die beiden Weine empfehlen möchte, denen mehr als 5 Jahre lange Lagerung sich gelohnt hat, beide habe ich neben etlichen weiteren 2003 direkt vor Ort im Laden der Kooperative, wo man sehr freundlich empfangen wird und sehr großzügig probieren kann., gekauft.
  • Les Caves du Sieur d´ Arques; Vicomte Edmond H. de Coussergue; Sélection Pinot Noir; Vin de Pays de la Haute Vallée de l´ Aude; 2000 rot; Wo Chardonnay so gut gedeiht, muss man auch aus Pinot Noir was Anständiges machen können, dachten sich die Mönche und auch die Genossen und hatten Recht damit. Leicht gereiftes Pinot-Rot, warm duftend und finessebetont, eigentlich überhaupt nicht ans Languedoc erinnernd. Am Gaumen recht zart und harmonisch, ein eleganter Pinot mit einer leichten Kalksteinnote und reifer Frucht – Johannisbeere und eingekochte Kirschen mit viel Saft. Ein schlanker, weiblicher Wein, der sehr gut zu trinken ist – sehr gute 91/100 Th. – mit nur 12,5° Alkohol oft weniger als aus Burgund stammende Pinots, mit deren durchschnittlichen 1er Crus könnte er durchaus mithalten…
  • Les Caves du Sieur d´ Arques; Roi de Mari; Sélection Merlot; Vin de Pays d´ Oc; 2000 rot; Der Wein erinnert an ein 1933 durch Ausgrabungen hier gefundenes Dorf, welches ca. 3000 Jahre als ist und Zirilim, dem König von Mari gehörte. Eine wohl für die damalige Zeit außergewöhnliche Zivilisation in dieser Gegend. Und auch dieser Merlot ist außergewöhnlich – fülliger als der Pinot mit weicher Merlotfrucht, leicht körnigem Tannin und recht voll, fast schwer am Gaumen. Konzentrat einer Pflaumenbowle, röstige Aromen, Backpflaume – für sein Alter überraschend präsent und von sehr schöner Nachhaltigkeit. Durchaus nobel. Exzellente 93/100 Th. für die Flasche Nr. 9684.

Ein Maury, der an die Katharer erinnern soll, wird auf eine der späteren Pyrenäenetappen verschoben…

Château de Puivert