Montag, 15. Juli 2013

Ruhetagsgedanken - Rhone Süd



Heute mal eine kleine Atempause, die Fahrer rollen locker in der Provence herum. Wichtig ist, daß auch an Ruhetagen der Körper was zu tun hat. Darum kann man heute bestimmt in einigen Ecken der südlichen Rhone die Teams flitzen sehen, ehe es morgen von Vaison-la-Romaine aus nach Osten in Richtung Alpen geht.
In Orange gab es ja heute schon einen Aufreger. Chris Froome verließ genervt die Pressekonferenz seines Teams. Es gab fast nur Fragen zum Doping. „Hier sitze ich nach dem größten Sieg meiner Karriere und werde beschuldigt, ein Lügner und Betrüger zu sein“, so sein Kommentar. Naja, wie er da so abgegangen ist gestern am Ventoux, im Sitzen am steilen Stück, mit 240 Kilometern in den Beinen ist es logisch, daß die D-Frage hochkommt. Letztlich kann er sich bei Armstrong, Riis, Landis, Winokurov, Basso und Co. bedanken, die haben die Ursachen für das Mißtrauen in solcherart Leistung gesetzt.




Die südliche Rhone, weingeographisch ist dies neben der Provence und dem Languedoc (beide auf dieser Tour schon durchfahren) der dritte große Bereich im Midi. Ich hatte es ja schon mehrfach erwähnt, für mich ist das Geniale an der 100. Tour, daß sie sich so gern im Süden und damit zwischen den Reben tummelt.
Die reichhaltigen, sonnenverwöhnten Weine aus dieser Ecke sind auch im Einsteigerbereich charakterstarke Gewächse mit oft sehr gutem Preis-Genußverhältniss. In den Spitzen, aus den Village und Cru-Lagen, zudem von aufwändig arbeitenden Winzern sind sie Weltklasse, markieren in gültiger Weise einen Weinstil für Leute, die vor Frucht und Wucht im Glas nicht zurückschrecken. Verkostet wurde beim Weindeuter Rhone Süd regelmäßig, herausragend und oft im Bereich der vinophilen Glückseligkeit die Crus aus Gigondas und vor allem aus Chateauneuf du Pape.

Auf den kargen Kieselhängen von Ch9dP

Spätestens seit der großen Chateauneuf-Probe in Bochum (135 Weine von 68 Weingütern), organisiert von Uwe Bende im Jahre 2009, wäre ein Wein von den kargen Kieselhängen dort mein Kandidat für die berühmte "letzte Flasche". Von der Probe existiert übrigens ein kleiner Clip.



Im letzten Herbst war ich vor Ort, wie schon im Post (klick) zur gestrigen Ventoux-Etappe beschrieben. Von Nyons aus erreicht man ganz schnell die Weindörfer, die jeder Rhone Fan auswendig daher sagen kann: Vinsobre, Valreas, Cairanne, Rasteau, Sablet, Seguret, Vacqueyras und natürlich Gigondas. Im kleinen Dorfzentrum liegt der Caveau du Gigondas. Ich kam kurz vor der Mittagspause, er war nur ein knappe Viertelstunde Zeit zu verkosten. Außer mir im Raum eine Männerrunde aus Polen auf Weintour durch den Süden. Offen ist quasi alles, von ein paar Ausnahmen abgesehen, was in der AOC produziert wird.



Was nehmen? Ich entschied mich, ein paar 2007er zu verkosten. Leider passierte dann ein Mißgeschick, was man in so einer Situation gar nicht gebrauchen kann: Ich fegte mit lockerer Hand das Probenglas von der Theke, es fiel laut splitternd zwischen die kleinen Probenflaschen in der Kühlung. Peinlicher Moment, wurde aber sehr charmant von der hübschen Weinberaterin umspielt. Sowas kommt da möglicherweise öfter vor, die Rotweinbomben haben ja nicht selten Alkoholgrade von > 15%.




In Ruhe nachverkostet wurde dann oberhalb des Dorfes, es gibt unterhalb der Burgruine einen schön angelegten Kräutergarten mit Lehrpfad. Im Glas Domaine Paillère et Pied-Gû 2007.






Durchaus lohnend ist übrigens auch ein Besuch der Winzergenossenschaft in Cairanne. Da ist im Keller ein aufwändig gestalteter Parcours Sensoriel installiert, man kann fühlen und riechen etc. Gut gemacht mit allerlei Licheffekten, der Eintritt ist gratis.





Schöner Cairanne von den Genossen,
verkostet im Ferienhaus in Nyons


1 Kommentar:

  1. Hach, der Caveau de Gigondas, immer wieder nett da und hat die reizendsten Mädels überhaupt. Wird Zeit, dass ich wieder hinfahre (muss aber noch bis zum Herbst warten).

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