Mittwoch, 3. Juli 2013

Torstens Genusskommentar: Aix en Provence – Montpellier


Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen


Aix en Provence – Montpellier

Mit der heutigen Etappe kommen wir wieder in für mich bekanntere Gefilde – auch wenn der Beginn für mich unbekanntes Land ist. Ich kenne die Gegend am Beginn der Tour erst ab dem und nördlich des Durance – Tales. Aber die Landschaft der Alpilles ist mir dann vertraut, manche der Straßen um Les Baux de Provence sogar per Rad – allerdings in der Gegenrichtung.

Als ich im November 1991 den zweiten Teil meines Sprachkurses in Avignon absolvierte, hatte ich mir über eines der Wochenenden ein Rad geliehen und eine der Touren ging von der Mühle von Fontvieille rüber nach Les Baux de Provence. Völlig zu Recht zählt der Ort zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Auch die Weine, die ich von dort getrunken hatte, waren immer okay, aber geschmacklich nie überragend. In der Vor-Internet-Zeit hatte ich immer mal gern das eine oder andere Fläschchen bei Dr. Kohler gekauft, älteren Südfrankreich – Fans sollte dieser Händler durchaus etwas sagen.

Als ich vor Ort war, erlitt ich aber auch in einem der Souvenir – Kitsch – Spezialitäten Läden einen Kulturschock – da wurden doch tatsächlich Weine mit dem Konterfei des französischen Helden der Ultra-Rechten Le Pen verkauft...

Auch am Rhône – Übergang Tarascon – Beaucaire bin ich mit dem Rad gewesen. Es war im Sommer 1998, als ich in Montpellier startete, um zunächst in die Alpen zu radeln. Meine erste Etappe führte damals über La Grande Motte, Aigues – Mortes, Saint Gilles, Beaucaire nach Avignon. Natürlich schaute ich mir die alten Kirchen in Saint Gilles und in Beaucaire an, aber auch der Wein kam nicht zu kurz, kam ich doch beim Château Mourgues du Gres vorbei, welches vielleicht mit die empfehlenswertesten Weine der AOC Costières de Nîmes produziert. Ich hatte die Weine schon öfters zu dem Zeitpunkt getrunken und so war der Besuch eine Pflicht, obwohl ich nur 3 Flaschen in der Fahrradpacktasche unterbringen konnte, die die nächsten Tage aber nicht überlebten.



Während ich damals erst mal nah am Mittelmeer lang radelte, bleiben die Radler heute aber im noch flachen Hinterland. Weintechnisch zu erwähnen ist dann wieder Lunel.
Hier haben wir das Château Gres Saint Paul, dessen Weine ich Ende der 90er durchaus mochte, besonders der rote Cuvée Antonin aus 1998er hatte es mir angetan. Auch eine Appellation für Vin Doux Naturel gibt es hier, den Muscat de Lunel. Bei diesem Weintyp bevorzuge ich jedoch den Muscat de Frontignan bzw. den oft frischer wirkenden Muscat de Rivesaltes. Durchgefahren bin ich zwar schon oft durch Lunel, aber einen Stopp habe ich hier bislang nicht hinbekommen.

Und noch einen Ort möchte ich vor dem Etappenziel erwähnen – die Gemeinde Mauguio. An einem Tag meines ersten Besuches auf einer Viniud sprang meine Auto - Batterie abends plötzlich nicht mehr an, hatte ich am Morgen vergessen, das Licht auszuschalten? Ich weiß es nicht, aber ich kam nicht vom Parkplatz. Anschieben half nicht, ein Starterkabel musste her, Doch es hatte keiner eines mit – stattdesen luden mich französische Weinjournalisten in ihr Auto und nahmen mich mit ins nicht weit entfernte Mauguio. Hier fand im Saal eines großen Restaurants eine große Winzerparty statt und spontan wurde ich eingeladen – witzigerweise kannte ich dann sogar den einen oder anderen Winzer, die hier aus allen Teilen des Languedoc Roussillon zusammen gekommen waren... Die Nacht verbrachte ich dann auf der Couch eines der Journalisten in Montpellier, ein Starterkabel wurde mitgenommen und am folgenden Abend konnte ich normal vom Platz fahren...


Mauguio - hier gab es erst eine leere Batterie, dann eine
Einladung zur Winzerparty und schließlich Starthilfe


Von Mauguio bis nach Montpellier ist es nur ein Katzensprung, ehe die eine Geschichte zu Ende ist, ist es auch die Etappe der Tour de France.

Zu Montpellier habe ich eine besondere Verbindung. Hier kam ich oft mit dem TGV an, einmal sogar geflogen, und auch mit dem Rad oder mit dem Auto war ich schon mehrfach in der modernen Stadt mit seinem alten reizvollen Stadtkern. Ich weiß, wo man in Altstadtnähe umsonst parkt – habe aber die letzten Male noch lieber den Park and Ride genutzt, um mit der Straßenbahn ins Zentrum zu fahren. Mit einem Ticket ist das andere kostenlos. Man kann also ein Auto an der Straßenbahnendhaltestelle stehen lassen und günstig mit der Straßenbahn hin und her fahren, wie es einem beliebt.

Unser wichtigster französischer Jugendaustauchpartner war hier in der Nähe – in Aniane, somit war Montpellier oft auch An- und Abreiseort für uns. Mitunter auch mit noch etwas Freizeit vor dem Losfahren des TGV, die der eine oder andere zum Bummeln, aber einige Freunde und ich zum Schlemmen genutzt haben. Ich erinnere mich an eine große Meeresfrüchteplatte, die uns allesamt so satt gemacht hatte, dass wir abends in Paris nichts essen wollten und auch am nächsten Morgen, zum Frühstück in Magdeburg hatten wir noch ein Völlegefühl...



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