Donnerstag, 11. Juli 2013

Torstens Genusskommentar: Fougères – Tours

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Fougères – Tours

Während die Bretagne noch „unbekanntes Land“ für mich ist, komme ich gegen Etappenende wieder in bekanntere Gefilde. Im September 2006 bin ich von Lothringen aus westwärts ins Blaue gefahren und habe immer dort angehalten, wo es etwas Interessantes zu sehen gab oder wo man auch mal klettern konnte. Dass man in Orléans an den Steinwällen am Loire – Ufer klettern kann, das hatte ich bereits vorher per Internetrecherche rausbekommen. Der Halt in Thoré- la-Rochette galt eigentlich dem hübschen Dorf und einem Weingut der Côteaux-du Vendômois. Doch als ich nach dem Besuch der Domaine du Four a Chaux eine Kiste Wein ins Auto laden wollte, fiel der Winzerin meine Kletterausrüstung ins Auge und sie empfahl mir die Kletterfelsen des Ortes. Gesagt, getan, ich verbrachte einen vergnüglichen Nachmittag an den 10 bis 15 m hohem Felsriegel am Ufer der Loir. Und biwakierte am Ende dann auch gleich dort, denn ich hatte hier noch mehr vor...

Das Gebiet ist zwar noch ein paar Kilometer von der Tourstrecke entfernt, aber ich will es euch dennoch ans Herz legen. Auch hier gibt es wie an anderen Stellen ringsum in der Touraine die Habitations Troglodytiques, in den Tuffstein gegrabene Höhlen, vor die man nur eine Wand gezogen hat und in denen heute noch Leute wohnen. Ich konnte mir in Trôo und Umgebung ein paar mal solche Wohnungen anschauen, die Leute bitten einen oft gleich herein, wenn man von außen interessiert stehen bleibt. Manche dieser Höhlenwohnungen werden auch als Ferienwohnungen vermietet, eine urige Übernachtungsart in dieser Gegend.






Westlich an die Côteaux-du Vendômois schließen sich zwei weitere Weinbaugebiete an, die Côteaux-du-Loir und der höherwertige Cru Jasnières. Die beiden AOC´s sind die einzigen Weinbaugebiete des Departments Sarthe, welches ja heute auch durchradelt wird. In den Côteaux-du-Loir gibt es alle drei Farben, weiß, rosé und rot, wobei am Interesantesten die Rotweine aus der Pineau d´ Aunis sind. Die leicht schrägen Aromen dieser autochthonen Rebsorte haben mich ein wenig an Poulsard aus dem Jura erinnert. Der Jasnières ist dagegen dem Weißwein vorbehalten, der einzig aus Chenin (hier auch Pineau de la Loire genannt) gemacht wird. In den besten Jahren gibt es auch edelsüße Varianten davon. Alles sehr rare Weine, die man außerhalb der Region nur schwer findet.

Ich habe damals Elisabeth und Benoît Jardin besucht, ihr Weingut, damals auf dem Weg zur Ökozertifizierung, heißt Les Maisons Rouges. Benoît ist unwahrscheinlich gastfreundlich und war hocherfreut, Besuch aus Deutschland zu bekommen – was hier wohl eher selten ist. Ich bekomme den Betrieb gezeigt und erläutert, es gibt Fassproben (unter anderem von genialen edelsüßen Weinen aus dem Jahrgang 2005) und dann darf ich unter großen Bäumen Platz nehmen und muss mich durch die gesamte Kollektion kosten. Ein paar Flaschen liegen immer noch im Keller – erst letztens hatte ich mir einen 2003er Clos des Molières (Jasnières) gegönnt. Ein nicht all zu süßer und weniger fetter Chenin Blanc Stil als z.B. beim Chaume oder Vouvray, dazu kommt eine gute unterstreichende Säure und eine sehr komplexe Aromenpalette. Schade, dass nur 0,5 l in der Flasche waren. Seine ** im 2006er Guide Hachette hatte der Wein zurecht. Zu finden ist das Weingut außerhalb des Dörfchens Ruillé-sur-Loir – wer in der Gegend ist, dem sei dieser wunderbare Winzerbesuch unbedingt ans Herz gelegt.






Weit gekommen bin ich danach nicht mehr, aber am Lac de Varennes fand ich einen guten Platz zum Biwakieren und eine Möglichkeit zum Klettern, allerdings künstlich. Dennoch kann man sich daran mal eine halbe Stunde austoben.
Kurz hinter der heutigen Sprintwertung bin ich dann 2006 bei Clére-les Pins auf die Tourstrecke gekommen. Allerdings habe ich einen längeren Stopp in Langeais gemacht. Das dortige Schloß ist zu sehenswert, als dass man dort einfach daran vorbei fahren möchte. Ich komme ja eigentlich vom Radwandern und da war es zu DDR – Zeiten Usus, an besonders sehenswerten Punkten zu rasten. Für die DDR-Radwander-Jahreswertung gab es pro Tag je Besichtigung bis zu 3 Mal am Tag 200 Extra – Wertungspunkte – die sogenannten Kulturpunkte...
Das Schloß von Langeais ist von außen, wie auch von innen sehr sehenswert und der nicht ganz billige Eintritt lohnt sich hier schon weit mehr wie bei manch anderem Schloß. Aber auch ein Gang durch die kleine gemütliche Altstadt lohnt.

Château de Langeais

Über die Loire fahren wir noch gemeinsam, aber dann rasen die Radler auf Tours zu und auch ich rase dann mal ein Stück – vorbei am sicher ebenso lohnenswerten Schloß von Azay-le-Rideau und dem dortigen Weinbaugebiet (eine Unterappelation der Touraine) – mein nächstes Ziel hieß 2006 Richelieu...

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