Freitag, 11. Juli 2014

3. Depesche: Champagnerdusche


Die Tour ist im Wein angekommen, Zielort gestern war Reims in der Champagne, Heimat des erotischen Pricklers. Im Ziel konnte sich Andre Greipel durchsetzen, nachdem Marcel Kittel, bisher 3 Etappensiege, kurz zuvor durch einen Plattfuß entscheidende Zeit verloren hatte. Weiter geht es heute in der Hauptstadt des Champagners, gefahren wird ab Epernay, die ersten Meter natürlich über die pompöse Avenue de Champagne. Da reihen sich die glanzvollen Paläste einiger Grand Marques, unterirdisch lagern in den Kalksteingewölben Millionen Flaschen. Ein teures Pflaster.


Kein anderes Getränk auf der Welt hat so einen Nimbus, so eine legendäre Aura und lebt so sehr vom Image wie der Champagner. Champagner ist das Getränk für den besonderen Anlaß weltweit, der Feierwein, auch Türöffner für erotische Abenteuer. Kein anderer Wein ist so aufgeladen mit Sinnlichkeit, nirgendwo sonst ist die Ikonographie auch in der Werbung so verknüpft mit einem Leben in Lust und Luxus.


Dabei soll es ja ausgerechnet ein Mönch, ein gewisser Dom Pérignon, Kellermeister der Abtei von Hautevillers, gewesen sein, der im 17. Jh. das Resultat der zweiten Gärung in der Flasche entdeckt hat und dabei ausgerufen haben soll: "Kommt schnell Brüder, ich trinke Sterne!" Bis zur Verfeinerung des Verfahrens dauerte es noch einige Zeit, erst zu Beginn des 19 Jh. entwickelte Barbe Nicole Cliquot Ponsardin, die berühmte Veuve Cliquot, die heute noch gebräuchliche Methode des Handrüttelns zur Klärung des Champagners von Heferückstanden. Auch andere Frauen taten sich ausgerechnet bei der Champagnerproduktion inkl. Handrütteln hervor, wie Louise Pommery und Lilly Bollinger.


Auch bei der Tour de France wird gerne schon mal ein Gläschen Schampus geleert, am letzten Tag kurz vor Paris. Oder auf der Bühne nach dem Rennen, mit Champagnerdusche...
Ich hatte heute zum Rennen schon das Vergnügen. Geöffnet wurde ein Nathalie Falmet NV brut Champagne, Cote des Bar (12,5% / 30€) Nathalie Falmet, einzige Frau in der Champagne, die gleichzeitig diplomierte Önologin und Winzerin ist, übernahm 1999 das elterliche Weingut, erst 2009 brachte sie den ersten Champagner unter eigenem Namen auf den Markt. Seitdem scheint das gut zu laufen, es gibt Parkerbewertungen, die Flaschen mit ihrer dezenten Etikettierung finden sich sowohl im Lafayette in Paris wie auch in der Weinzeche Essen. 



Ein frischer Vertreter, sehr lebendig, in der Nase etwas zermahlene Haselnuss, im Mund kraftvoll, dabei straff, nicht breit, aninmierende Säure, Zitrus, mundwässernd, delikater Schluck...



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