Dienstag, 22. Juli 2014

Torstens Genusskommentar: Carcassonne – Bagnères de Luchon

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Carcassonne – Bagnères de Luchon

Ich habe aufgehört, zu zählen, wie oft ich bereits in Carcassonne war. Erstmalig war es während meiner Sommerradtour 1991, als ich mich der Stadt vom Aude-Tal her näherte. Bereits damals fand ich die kleine Straße D104, die wenig hinter der Autobahnquerung rechts von der D118 weg führt. Fährt man diese, so hat man einen unvergleichlichen Blick über rebenbestandene Hügel auf die berühmte mittelalterliche Festungsstadt, vielleicht ist es sogar die beste Sicht, die man haben kann – der Blick ist unverbaut und nichts trübt das Auge.



Natürlich habe ich schon damals eine ausgiebige Tour durch die Festungsanlage gemacht, die Kathedrale und das Schloß besichtigt und bin durch die engen alten Gassen geschlendert. Und dann bin ich häufig und gern immer wieder gekommen, auch wenn der Strom der Touristen mitunter nervt und man in vielerlei Hinsicht aufpassen muss, in keine der aufgestellten Touri-Fallen zu tappen.

Inzwischen weiß ich, dass man auch im Inneren der Altstadt gutes Cassoulet essen kann und habe dort nicht am Schlechtesten gegessen, obwohl man es schon aufgrund der Touristenmassen vermuten könnte, dass es hier oft nicht um wirklich gutes Essen geht – aber dem ist glücklicherweise nicht so - es gibt sehr vernünftige Angebote, auch hinsichtlich des Preises und dem dafür Gebotenen. Wie gesagt, eigentlich muss man hier Cassoulet essen, dazu einen guten Wein trinken, am Besten aus dem hochwertigsten Weinbaugebiet der Gegend, aus Limoux, welches heute leider auf der Etappe gemieden wird.



1991 bin ich zum Essen noch in die Stadt hinunter gefahren und da erstmalig während meiner Frankreich-Aufenthalte in einem asiatischen Restaurant gelandet. Sehr sympathisch fand ich, dass man dort nicht wie in Deutschland Messer und Gabel zum asiatischen Essen bekam, sondern die üblichen Stäbchen. Man zeigte mir auch gern, wie das geht, mit den Stäbchen zu essen, es war eine Selbstverständlichkeit. Wahrscheinlich hätte man mir auch Messer und Gabel gebracht, wenn ich darum gebeten oder gar darauf bestanden hätte Bis heute kann ich es nicht nachvollziehen, warum man in allen Asia-Restaurants in Deutschland dagegen um Stäbchen extra „betteln“ muss... Warum legt man nicht wenigstens beides gleichberechtigt nebeneinander hin? Oder setzt wie in Frankreich voraus, dass der Gast auch bereit ist, das Essen mit den Stäbchen zu erlernen?

In späteren Jahren, als ich auch per Auto kam, merkte ich, dass es in den Straßenzügen unterhalb der Cité auch kostenfreie Parkplätze gibt, man läuft dann durch die Wiesen hoch und entert die Befestigungsanlagen durch eine der kleinen Pforten – eine sehr spannende Annäherung an die Festung übrigens.

Noch ein letzter Tipp für die Cité, denn in der Unterstadt gibt es nicht sooo vieles zu sehen: Wer genug Nervenstärke hat, der traue sich, das Spukhaus (La Maison Hantée) zu besuchen. Das ist alles andere als purer Touristennepp und Kinderschreck-Geisterbahn. Mit Hilfe allerlei technischer Tricks und Täuschungen, aber auch mit professionellen Schauspielern wird einem das Fürchten gelehrt. Wobei die Crew bemüht ist, das nervlich maximal Machbare aus jedem Besucher heraus zu kitzeln. Als wir vor Jahren zwischen Weihnachten und Silvester dort waren, bewiesen die Schauspieler allerlei Geschick, um selbst Unerschrockene wie uns „zu bekehren“ – wir hatten „volles Programm“ gewünscht – man wird vorher gefragt, wie weit gegangen werden darf – man kann dann die „Notbremse ziehen“, indem man den Arm hebt, in allen Räumen ist man unter stetiger Beobachtung - am Besten zu Zeiten herkommen, wo in der Stadt an sich nicht „volles Programm“ ist, sonst wird es vielleicht doch zu sehr fließbandartig.



Was dagegen die heutige Streckenführung angeht, so muss ich als Pyrenäenliebhaber und halbwegs Pyrenäenkenner gestehen, dass es nur wenige Berührungspunkte gibt, oft habe ich die heutige Strecke auch lediglich gequert – zu stark war auf diesem Abschnitt bisher die Anziehungskraft Andorras bzw. der spanischen Pyrenäenseite.

Ein erstes Mal passiert eine solche Streckenquerung in Prouillé, wo ich von Castelnaudary (berühmt für seine eigene Cassoulet-Spielart) nach Limoux (berühmt für Weine und Schaumweine) unterwegs war. Das hier ist die Gegend der Weine der Côtes de la Malepère, in der sich die Midi-Rebsorten mit den Bordelaiser Sorten vermischen. Von der Cave de Razes, die nicht weit entfernt von hier ist, habe ich mitunter schon recht anständige Weine getrunken, auch wenn diese AOC immer etwas im Schatten der benachbarten Appellationen steht. Im Keller habe ich aber davon derzeit auch nichts, also gibt es auch zu dieser Etappe von mir keinen Tourwein. Dafür habe ich es gestern geschafft, mich mit meinem Moulin à Vent auseinander zu setzen...

Fanjeaux, eine Etappe der Katharertragödie, habe ich bislang noch nicht besucht, dafür bin ich die paar Kilometer zwischen Belpech und Plaigne schon gefahren – allerdings andersrum als heute. Ich war damals nach Mirepoix und in die Monts d´ Olmes unterwegs, neben der Besteigung des St. Bartelemy, der für die Katharer ein heiliger Berg war, hatte ich damals natürlich auch die Katharerburg von Montsegur besucht.



Bei Pamiers wird die ab da kostenfreie Autobahn in Ariege-Tal gequert, die kleine Stadt habe ich bislang leider noch nie besichtigt – ich komme hier häufig aus Toulouse auf dem Weg nach Andorra hoch entlang und wie von Geisterhand bin ich da immer sehr fix auf der kostenfreien Autobahn, bevor ich hier über einen Stopp nachdenken könnte.

Zwischen dem Col de Portet d´ Aspet und dem Col des Ares kenne ich lediglich die 5 km der D85. Auf diesem landschaftlich schönen Abschnitt verlangte Yvonne 2012 auf dem Weg zur Fira zu fahren, sie wollte zusätzliche Pyrenäenpässe „prügeln“ und so fuhren wir über den Col de Menté und dass, obwohl schon der Sprit knapp wurde und in dieser gottverlassenen Gegend gab es natürlich keine Tankstelle mehr für einen Notschluck. Aber wir konnten uns bis zur ersten Tanke in Spanien retten und dort sollte man auch immer mit leerem Tank angekommen sein, weil es dort billiger war. Seit der drastischen Spritpreiserhöhung in Spanien irgendwann letztes Jahr zwischen Mai (wo es noch günstiger war) und September (wo es schon enorm angezogen hatte) rechnet sich das aber auch nicht mehr wirklich. Inzwischen kann man in Spanien nur bei den Billigtankstellen wie BonArea noch sparen, an den Tankstellen der großen Ketten ist es inzwischen genau so teuer wie in Deutschland und Frankreich. Von daher lohnt wieder verstärkt die Anreise über Andorra. Früher (bis zum Frühjahr 2013!) hatte das bei einer vollen Tankfüllung immerhin etwa 12 bis 15 € ausmachen können, d.h. ein recht gutes Mittagsmenü in Spanien konnte man sich mehr leisten. Ich war erschrocken, als ich dieses Jahr im Garonne-Tal die Spritpreise sah. Früher hatte ich bei der Ausreise aus Spanien dort noch mal voll getankt (oder mich eben bei der Einreise bis dort hin „gemuchelt“) - dieses Jahr habe ich dort erstmalig nicht mehr getankt, weil es keinen Vorteil mehr brachte. Das Garonnetal queren die Fahrer aber heute tiefer, wenn sie vom Col des Ares runter kommen.

Durch den heutigen Zielort Bagnères de Luchon bin ich zwar schon des öfteren gefahren, aber für einen ausgiebigen Besichtigungsstopp hat es nie gereicht, mir waren hier meistens zu viele Leute...




Mein "Tour-Beaujolais" hatte mir gestern abend zu einer im Rotweinsud mit Zucchini und gelber Paprika geschmorten Hühnerbrust sehr gemundet, auch wenn er gemeinhin kein großer Wein sein wollte. Dennoch war er von anständiger Qualität und Aromenfülle und er wäre blind auch für einen einfachen Burgunder durchgegangen (als Gamay eher untypisch). 
Es war der Moulin À Vent 2009 der Domaine Maryse und Jean - Pierre Bertrand aus Charentay. Den Wein gibt es alljährlich für kleines Geld auf dem Weihnachtsmarkt zu Quedlinburg am Stand der französischen Partnergemeinde Quedlinburgs. Irgendjemand dort hat persönlichen Bezug zu diesem Winzer aus dem Beaujolais, der auch einen vernünftigen Primeur macht. Der 2009er Moulin à Vent hatte mir besonders gut gefallen, ich habe ihm sehr gute 91+/100 Th. gegeben.

Eigentlich sollte es ja noch einen Tour-Jura-Wein geben, was bislang zwar nicht am Wein, aber am passenden Essen bzw. dafür hier mangelnden Zutaten scheiterte. Na mal sehen, ob das noch etwas wird, oder ob dann ein abschließender Wein aus dem Bergerac / Duras die Kohlen aus dem Feuer holen muss...


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