Montag, 14. Juli 2014

Torstens Genusskommentar: Mulhouse – La Planche des Belles Filles

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Mulhouse – La Planche des Belles Filles

Noch einmal geht es durch das Elsaß und die Vogesen, erneut Zeit für Erinnerungen. Zunächst daran, dass ich in Ensisheim 1993 am Sportplatz gezeltet hatte. Es war die letzte Nacht einer Frankreich-Urlaubsradtour, die schwerpunktmäßig durch das Jura und Burgund ging. Hier in Ensisheim hatten wir es schon fast geschafft, auf einer letzten Etappe ging es dann wieder zurück nach Deutschland. Als Start- und Zielpunkte wählten wir derzeit häufig Bahnhöfe, an denen der sogenannte Baseler Nachtzug hielt. Man startete abends in Dessau, war am Morgen nahe der französischen Grenze, zurück ein umgekehrtes Szenario. Auf die Art und Weise hat man die meiste Zeit der Deutschlanddurchquerung verschlafen.

Touristisch verweilt habe ich in Ensisheim dagegen nie, das Städtchen ist zwar nett, ragt aber bei der Fülle wirklich sehenswerter Orte im Elsaß für mich nicht heraus.

Rouffach und Reben
Schade, dass Rouffach nur leicht tangiert wird, das war auf der schon angesprochenen Februar-Radtour mein erstes Etappenziel. Ich war damals begeistert von den vielen Störchen, die hier im Februar zu finden waren. Bis dato hatte ich immer noch an das Märchen geglaubt, die Störche würden im Winter nach Afrika ziehen. Heute weiß ich, viele verbleiben im Elsaß, wo es am Fuße der Vogesen meist sehr mild ist, was mir auch auf dieser Radtour zu Gute kommen sollte. Nicht immer suchte ich wie in jener ersten Nacht ein Zimmer – ich konnte manchmal sogar problemlos das Zelt aufschlagen. Auch so ist Rouffach ein wirklich hübscher Ort zum Verweilen und natürlich auch eine Station des Elsässer Weines. Bei René Mûre wird heute direkt vorbeigefahren. Ich hatte damals aber andere Winzer besucht. Und die damals mitgenommenen Weine sind alle längst getrunken, obwohl sie ja auch ein paar Jahre reifen können und müssen. Auch ich habe zu Ehren der Tour noch eine Flasche aus dem Elsaß parat, aber erst muss mal der Champagner getrunken werden.

Im hübschen Soultzmatt habe ich in späteren Jahren einmal Halt gemacht, es war ein kleiner Abstecher in die Vogesen, einmal auf der Durchreise von Südfrankreich nach Hause. Wenn ich nicht hetzen muss, dann liebe ich solche kleinen Extratouren, egal ob in den Vogesen oder anderswo. Und die Vogesen schließlich sind immer wieder einen Umweg und Aufenthalt wert.

Am Col de Firstplan kommen wir wieder auf die 1990er Radstrecke, nur dass wir damals hoch gefahren sind, wo sie heute runter rasen. Am Col de Firstplan geht dann die unbefestigte Strecke zum aus der gestrigen Etappe erwähnten Boenlesgrab los.


Munster gehört dagegen zu den Orten, die mir noch für spätere Entdeckungsreisen bleiben. Bislang habe ich mich nur an den hier in der Gegend produzierten und nach diesem Ort benannten Käse gehalten, der eine sehr schöne Delikatesse sein kann, gerade wenn man ihn in der Gegend in Fermier Qualität kauft. Aber er gehört auch zu den französischen Käsesorten, die man selbst bei uns manchmal in Supermärkten bekommt. Für mich ist es immer eine Suche, wenn ich mal wieder einen rest- oder edelsüßen Traminer aufmachen will, der muss nicht mal zwangsläufig aus dem Elsaß kommen, schließlich haben wir in den ostdeutschen Weinanbaugebieten sehr attraktive Traminer, die allesamt auch gut mit Munster vermählt werden können. Sehr verläßliche Traminerqualitäten findet man dabei beim Thüringer Weingut Sonnenhof, beim Harzer Weingut Kirmann oder beim Jessener Weingut Hanke Zwar nicht in jedem Jahr können hier rest- oder gar edelsüße Traminer gemacht werden, aber die meist etwas teureren Spezialitäten werden auch nicht so schnell ausverkauft.

Einige Kilometer vor dem Le Markstein kommen wir dann auf einen Abschnitt, den ich zu meiner 2010er Urlaubstour entdeckt hatte. In jenem Jahr war ich nach langer Krankheit (5 Ärzte, 8 Meinungen oder mehr, was es denn war) wieder froh, kleine Wanderungen machen zu können, ansonsten war es eine eher touristische Rundfahrt mit dem Auto, zu der man auf meinem Blog gut nachlesen kann.

Ich war damals von der Ruhe auf den kleinen Kammstraßen regelrecht begeistert und einmal mehr habe ich mich in die Vogesen verliebt, wenn sie auch weniger spektakulär sind wie andere französische Gebirge. Irgendwer sagte mal „Wie der Thüringer Wald, bloß deutlich höher“, das kann man durchaus so sehen...

2010 bin ich auch dann so nach Kruth runter gefahren, allerdings per Auto, aber dennoch begeistert von den herrlichen Blicken auf dieser Abfahrt.



Während die Rennradler heute anschließend Bussang weiträumig umradeln, ging es für mich 2010 dann direkt dort hin, hier gibt es den einzigen wirklichen Klettersteig der Vogesen, der allerdings für sich genommen Pille Palle ist. Es netter Stopp, wenn man mal da ist – für Klettersteigfreaks lohnt die Anreise extra deswegen nicht. Für Kinder oder Anfänger, die schauen wollen, ob das überhaupt etwas für sie ist, ist dieser Steig okay. Liebhaber sollten aber besser gleich ins Jura durchfahren. Dort kommen sie mehr auf ihre Kosten. Liebhaber der Vogesen dagegen verleben hier mal ein paar nette Momente...

Der Rest der heutigen Etappe ist auch für mich noch unbekannt und fordert dazu auf, sich noch einmal mehr mit den Vogesen zu beschäftigen.

Viel Raum für Entdeckungen: wildromantische Vogesen




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