Samstag, 19. Juli 2014

Torstens Genusskommentar: Saint Étienne – Chamrousse

Torsten (Priorat) Hammer schreibt zu den Etappen über seine vielfältigen Reise-und Genusserfahrungen

Saint Étienne – Chamrousse

Das Massif du Pilat, ein regionaler Naturpark ist in diesem Jahr der einzige kleine Abstecher in die Gebirge des Zentralmassivs und auch das wird von der Tour nur „gestriffen“. Wir hatten auf unserer Radtour 1994 – die ich bereits mehrfach in den letzten Tagen erwähnen mußte – eine deutlich ausgiebigere Runde durch dieses hübsche Gebirge gemacht. Wir kamen dabei grob gesehen der heutigen Etappe entgegen und machten erst von hier aus den Schwenk rechts um Lyon. Wir waren eigentlich nur mal kurz auf dieser Seite der Rhône, um in das Massif du Pilat hoch zu fahren. Berge hoch strampeln gehörte damals auch zu unseren bevorzugten Dingen auf den Radtouren. Nur hatten wir halt immer das ganze Campinggepäck dabei – und dennoch wurden die Berge als Bergwertungen ausgefahren. Wobei auf den Pässen dann immer gewartet wurde, bis die ganze Truppe wieder beisammen war.



Schade, dass heute nicht direkt von Saint Étienne aus das Gebirge geentert wird, dann wären sie heute auch über die wunderschöne Bergstraße D 63 mittendurch gefahren, so haben wir nur die Abfahrt von Pelussin nach Chavanay runter gemeinsam mit der Tourstrecke. In Chavanay hätten wir damals schon Winzer besuchen können, aber das Gebiet der Nördlichen Rhône war auch mir damals noch ein wenig zu teuer. Erst zwei, drei Jahre später war ich bereit, mir Cornas, Côte Rôtie und Hermitage wegzulegen Und da diese Weine lange reifen müssen, hab ich auch noch gar nicht so viele davon weggetrunken. Auch aktuell liegt davon leider nichts im Trinkregal, aber ich bin ja auch noch mit Jura und Beaujolais im Verzug. Dafür ist der Elsässer jetzt getrunken (siehe unten). Zwar sind noch zwei Cornas aus 1999 für dieses Jahr zum Trinken vorgesehen (Chapoutier gegen Eric & Joel Durand), aber ob ich die finde, so auf die Schnelle? Und eigentlich ist das auch nichts für die gegenwärtige Hitze..

Die berühmten Weinberge der nördlichen Rhone, gesehen von der A7. Doch der der Priorat-Hammer war in der Gegend lieber auf den kleinen Straßen unterwegs

1997 auf meiner November – Radtour kam ich von Vienne her runter (ich hatte hier nach meinem Besuch im Beaujolais Lyon auf dieser Rhône- Sâone-Seite umgangen) und bin dann grob auch in die Richtung der heutigen Tour bis nach Voiron gefahren. 1994 sind wir von Chavanay aus dann an den Weinbergen der Côte Rôtie und von Condrieu vorbei nach Vienne hoch gefahren...

1997 war ich schon weinaffin genug, um hier aus dem Gebiet was zu verkosten und einzelne Flaschen ins Radgepäck zu stecken. Ich besuchte damals unter anderem Gilles Barge in Ampuis erstmalig und auch bei George Vernay in Condrieu habe ich damals Halt gemacht: George Vernay habe ich letztes Jahr übrigens im Priorat wiedergesehen, denn die Winzer aus der Ecke fahren gern ins Priorat und lassen sich zeigen, was ihre Kollegen dort schönes machen. Laurent Combier (AOC Crozes Hermitage) und Michel Gerin (Côte Rôtie), die beiden Winzer der Nordrhône sind ja zwei Drittel des berüchtigten Trio Infernal. In einem nächtlichen Höllenritt fahren sie jedes Mal von hier nach Torroja del Priorat, um sich um den dortigen Weinberg der Franzosen zu kümmern.




Die Rennradler kümmert das alles nicht, sie sehen nur ganz kurz ein paar Reben während der Abfahrt und dann müssen sie nach Überqueren der Rhône auch zusehen, heil am dortigen Atomkraftwerk vorbei zu kommen. Und schon sind sie wieder im Hinterland, weg von den berühmten Weinbergen.

Oberhalb von Auberives sur Varèze werden die N7 und die Maut-Autobahn gequert. Die Mautautobahn vermeide ich meist, wenn ich in der Ecke bin und auch die N7 ist dort nicht meine Lieblingsstrecke. Ich fahr dann lieber die ruhigere und landschaftlich weitaus schönere Strecke an den schon erwähnten Weinbergen vorbei. Dennoch, die N7 ist mir immer noch vertrauter wie die Autobahn, die landschaftlich langweilig und eben teuer ist. 1994 wie auch 1997 bin ich weiter südlich unterwegs gewesen, die Radler heute nutzen eine kleine Nebenstraße, um erstmal gen Alpen zu kommen. Dafür verpassen sie diesmal auch Hauterives, welches 1994 ein Ziel für uns war, das Palais Ideal des Briefträgers Monsieur Cheval konnten wir als Sehenswürdigkeit nicht auslassen...

Bizarres Projekt eines Briefträgers: Palais Ideal in Hauterives

Erst kurz vor Penol kommen wir auf meine Strecke nach Voiron von 1997, ich habe mir damals dann noch La Côte Saint Andre angesehen, ein kleines Städtchen mit einer hübschen Markthalle, einem Schloß und sehenswerter Kirche. Die Tour führt da heute durch, allerdings wird das Zentrum dabei umgangen. Dafür bleiben wir aber bis La Frette auf meiner Radelstrecke von 1997.
Den Ort Rives habe ich nur mal bei einer meiner Alpentouren durchfahren, von Grenoble kommend, hier wird heute ein Bogen geschlagen, allerdings geht man zwar über die Isere, fährt dann aber an deren Ufer entlang und schlägt damit einen eleganten Bogen um das Vercors. Wir haben 1994 aus dem Chartreuse Massiv kommend nach der Besichtigung von Grenoble die Berge des Vercors allerdings nicht vermieden, sondern sind bei Sassenage nach Villard le Lans hinauf geradelt.

Wenigstens wird heute vor der Durchfahrung von Grenoble noch ein ganz kleiner Abstecher in das Chartreuse Massiv hinauf gemacht, aber auch nur eines Passes wegen. Ansonsten gäbe es deutlich schönere Straßen durch das beeindruckende Massiv der Chartreuse, deren Sehenswürdigkeiten diesmal außen vor bleiben müssen. Leider, ich hätte da sonst einiges zu berichten gehabt, sowohl von unserer 1994er Radtour als auch aus späteren Zeiten, wo ich dann wegen der Klettersteige wieder kam. Und für diesen kleinen Abstecher lohnt es auch nicht, meine derzeit letzte Flasche grüner Charteuse zu opfern. Davon gäb es bei den 55° aber eh nur ein Gläschen...

In Grenoble an sich hatte ich auch schon das eine oder andere Mal kurz Halt gemacht, im Februar 1991 gönnten wir uns auf der Rückfahrt von Aniane kommend sogar 3 Stunden Freizeit im Zentrum von Grenoble, wobei ich der Briefmarkensammelei wegen einen Gutteil der Zeit auf der Post angestanden habe.
Dafür bleib ich dann noch ein bisschen hier und lasse euch den Rest auf die Bergankunft alleine machen. Ich war noch nicht oben in Chamrousse, obwohl es dort zwei Klettersteige gibt, allerdings zwei recht einfache. Eher ein bisschen was zum Warmmachen für morgen...


Dafür möchte ich noch einen Satz zu meinem Elsässer Tourwein sagen:




Domaine Bott – Geyl; Mandelberg Grand Cru Riesling; 2002 weiß Recht verhalten in der Nase, dafür am Gaumen komplex und recht fett, mürbe Äpfel, auch Hefekuchen mit Äpfeln fielen mir ein. Langer Nachhall. Insgesamt aber solo nicht besonders eindrücklich, die Gewürztraminer oder Toaky Pinot Gris als Grand Cru – Ausgabe des selben Herstellers hatten mich oft mehr begeistert. Seine Stärke konnte der Wein allerdings zum Essen ausspielen: Hähnchenschenkel wurden mit Porree, einer Möhre und Kartoffelstücken kurz angebraten, dann gab es einen Löffel Mehl drüber, das Ganze mit einem guten trockenen Riesling ablöschen, reichlich Estragon dazu und einen Löffel Creme Fraiche, alles verrühren und in einen Steintopf umschütten. Das Ganze dann zugedeckt etwa eine Stunde im Ofen bei knapp 200 °C mit sich beschäftigen lassen. Bon Appetit...

Für den Wein an sich habe ich 92/100 Th. vergeben – entspricht einem sehr guten Wein. Mit dem Essen zusammmen wäre die Genußwertung deutlich höher.



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